Sonntag, 20. Juli 2014

Das darf doch nicht wahr sein

Jack König
Heute Abend wurde es etwas spät als ich nach Hause kam.
Das unangenehme und laute Quietschen beim Öffnen und Schliessen des Tores hätte in meiner Heimat vermutlich die Polizei auf den Platz gerufen und mir eine Busse wegen Nachruhestörung eingebracht.
Aber nicht so in Thailand.
Ganz im Gegenteil, ich glaube, je lauter die Geräusche desto tiefer der Schlaf.
Kein Hund bellt, kein Mensch sagt etwas.
Gemütlich setze ich mich an den Tisch und esse noch etwas um meinen Magen zu verwöhnen.
Na ja, verwöhnen ist vielleicht etwas übertrieben gesagt, da ausser Brot und Margarine nichts mehr vorhanden war.
Noch einen guten Espresso zum Runterspülen und damit ich auch gut schlafen kann.
Ein wenig Zeit verstreicht auch noch mit duschen.
Danach artig die Kleider in den Wäschekorb geschmissen.
Sind da nicht Stimmen aus dem Schlafzimmer zu vernehmen?
Leise öffne ich die nur angelehnte Schlafzimmertür.
Na so was, da brennt noch Licht und die Flimmerkiste ist auch noch in Betrieb.
Daher also die Stimmen.
Aber was ist das?
Etwas baff schau ich zum Bett.
Das darf doch nicht wahr sein.
Neben meiner ach so geliebten Freundin liegt derjenige, der mit seiner Schwester seit einiger Zeit mit uns zusammenleben darf und für die ich mich auch noch um deren Unterhalt sorge.
Ja was soll denn das?
Etwas wütend bin ich schon wegen so einer Unverfrorenheit.
Was nimmt der sich denn raus?
Legt sich einfach neben meine Freundin und denkt sich nichts dabei.
Er weiss doch genau, dass unser Schlafzimmer für ihn tabu ist, schliesslich ist er erwachsen genug.
Leise gehe ich ins Wohnzimmer und hole meine Kamera.
Zuerst mal ein Foto machen.
Ha, das wird dann aber ausgedruckt und an die Wand gehängt.
So, die Kamera wieder zurückgebracht, um freie Hand bei der folgenden Tätlichkeit zu haben.
Ich klatsche ihm eins auf sein Hinterteil.
Ein undefinierbarer Ton entschlüpft seiner Kehle.
Erschrocken schaut er mich an, springt auf und spurtet aus dem Zimmer, wobei er mich beinahe noch zu Fall gebracht hätte.
Wegen dem Durcheinander wird meine Freundin wach und schaut mich mit verschlafenem Blick etwas fraglos an.
Was ist los Jack, warum bist du aufbegehrt?
Ich aufbegehrt?
Ha, wenn ich richtig in Fahrtgekommen wäre dann hätte es noch lauter werden können.
Aber ich bin etwas ruhiger als in jungen Jahren.
Damals hätte ich ihn an den Haaren aus dem Zimmer geschleift.
Ich erkläre ihr den Sachverhalt und sage, dass ich so was überhaupt nicht mag.
Sie schaut etwas verwirrt zu mir hin und erklärt, dass sie es nicht bemerkt habe.
Aber ja, ich bin ja auch nicht auf sie wütend, sondern nur auf ihn.
Schlaf weiter mein Sonnenschein, ich werde mich um ihn kümmern.
Zurück im Wohnzimmer gleiten meine Blicke suchend durch den Raum.
Aus dem Haus kann er ja nicht entflohen sein.
Und da erblicke ich ihn.
Ganz hinten unter der Bank hat sich der Lump verkrochen.


Der Lump:
Ja, unser Hund spürt schon, wenn er mir besser aus dem Weg gehen soll


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